Jugendliche Diabetiker: Ein fast normales Leben
Diabetes mellitus, sprich ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel, gehört in Deutschland – mit geschätzten sechs Millionen Erkrankten – zu den großen Volkskrankheiten. Die Dunkelziffer – so vermuten Experten – ist sogar noch wesentlich höher. Anlässlich der kontinuierlichen Zunahme dieser Krankheit – weltweit sind 23 Millionen Menschen betroffen
– ruft die Weltgesundheitsorganisation (WHO) jährlich am 14. November – dem Geburtstag von Nobelpreisträger und Insulinerfinder Sir Frederic Grant Banting – zum „Welt-Diabetes-Tag“ auf. Das diesjährige Motto lautet „Jahr des Kindes mit Diabetes“. Etwa 200.000 junge Deutsche betroffen
Der Typ 1 Diabetes beginnt relativ oft schon im Kindes- und Jugendalter. Aufgrund einer Erkrankung der Bauchspeicheldrüse kann der Körper das Hormon Insulin nicht mehr produzieren. Etwa 200.000 zumeist junge Menschen leiden hierzulande darunter.
Dagegen entsteht der Typ-2-Diabetes durch eine verminderte Empfindlichkeit der Körperzellen für Insulin (Insulinresistenz). Zudem führt eine jahrelange Überproduktion von Insulin zu einer "Erschöpfung" der Insulin produzierenden Zellen. Der Typ-2-Diabetes wird auch als Altersdiabetes bezeichnet. Heute bekommen aber auch stark übergewichtige Jugendliche diese Form der Zuckerkrankheit, da Bewegungsmangel und Fehlernährung für die Entstehung dieses Diabetes-Typs mitverantwortlich gemacht werden.
Rund 95 Prozent der geschätzten sechs Millionen Diabetiker in Deutschland leiden unter Typ-2, nur vier bis fünf Prozent unter Typ-1. Beide Diabetesformen können familiär gehäuft vorkommen.
Jugendliche und Diabetes
Die Diagnose Diabetes ist besonders für Kinder, Jugendliche und deren Angehörige ein enormer Schock. Bei der Erstdiagnose wissen die Betroffenen häufig zu wenig über die Risiken, die Behandlungsmethoden oder die Veränderungen, die eine Blutzuckererkrankung im Leben eines jungen Menschen mit sich bringen. Doch sowohl vor akuten Zuckerschocks als auch vor drohenden Folgeerscheinungen des Blutzuckers schützen eine gezielte Insulintherapie, eine gesunder Lebenswandel und viel Disziplin für die zwingend erforderliche Lebensumstellung.
Denn wissenschaftlich erforschte Kontroll- und Behandlungsmethoden verhelfen den jungen Patienten heute zu einem nahezu normalen Lebensstil. So ermöglicht eine Insulin- Pumpe, die die Insulin-Abgabe bedarfsgerecht steuert, einen fast unbeschwerten Essrhythmus. Das Insulin wird hier über einen kleinen Motor in ein Infusionsset gepumpt. Beispielsweise am Bauch des Patienten befestigt, gibt die Pumpe ständig kleine Mengen Insulin ab – ähnlich der Bauchspeicheldrüse eines Nicht-Diabetikers. Weiterhin ist für den Erfolg einer Therapie das richtige Blutzuckermessgerät unerlässlich. Es gewährleistet eine ständige und zuverlässige Überwachung des Blutzuckerwerts.
Vorsorgeuntersuchungen – ein „Muss“ für jeden Diabetiker
Trotz aller medizinischer und diagnostischer Errungenschaften verändert diese Stoffwechselstörung die Blutgefäße und begünstigt somit eine Reihe von Krankheiten zum Beispiel Herz-/Kreislauferkrankungen und Sehstörungen. Außer der Lebensumstellung, der Wahl des passenden Insulins sowie des Messgeräts sind für junge Diabetiker regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen absolut unerlässlich. Auftretende Schäden werden so frühzeitig erkannt und entsprechend behandelt.
Hilfe zur Selbsthilfe
Einen Überblick über die wichtigsten Untersuchungen, die flexibelsten Therapiemöglichkeiten sowie lebenswichtige Erste-Hilfe-Maßnahmen für unterwegs stellen beispielsweise die Internetportale www.diabetes-world.net, www.accucheck.de oder www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de erkrankten Jugendlichen zur Verfügung. Junge Diabeteskranke bekommen hier hilfreiche Informationen für den Alltag mit der Zuckerkrankheit. Darüber hinaus bieten einige dieser Portale die Möglichkeit, Kontakt zu anderen Betroffenen zu knüpfen. Auch für an Diabetes erkrankte Kindern gibt es mittlerweile ein deutschsprachiges Portal. Hier wird neben zielgruppengerecht aufbereitetem Wissen vor allem die Möglichkeit zum Austausch mit gleichaltrigen Betroffenen geboten (www.pelikanisland.de). Angesichts der akuten Risiken sowie drohender Folgeerkrankungen ist ein eigenverantwortlicher und umfassend geschulter Umgang mit der Krankheit besonders für junge Diabetiker unerlässlich. Je mehr der Patient über die Zusammenhänge in seinem Körper weiß, desto unbeschwerter und gleichzeitig sicherer kann er seine Gesundheit durch gezieltes Ineinanderspiel von Nahrungsaufnahme, Bewegungsverhalten und Medikamentenbeigabe positiv beeinflussen.
Text: MK | http://avie.de/
Bild:Henrik Gerold Vogel / pixelio.de